Faszination Forschung: Truong Le erzählt
Dr. Truong Le, Fachreferent für Creative Innovation am Fraunhofer IAO, sieht seine Mission darin, anderen Menschen die neuen Technologien nahezubringen.
Ich hatte nicht geplant, in die Forschung zu gehen, das ergab sich eher. Der Auslöser war eine Vorlesung im Studium über Innovationsmanagement, die mich begeisterte. Der Professor, eine Koryphäe auf dem Gebiet, ließ mich für meine Diplomarbeit ein Forschungsprojekt in Japan betreuen. Das waren die ersten Schritte in diese Richtung, darauf wollte ich aufbauen. Nach meinem Abschluss fand ich dann eine Stellenanzeige der Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe, die perfekt zu mir passte, und kam nach Stuttgart. Das ist 20 Jahre her.
Heute ist Innovationsmanagement für mich relevanter denn je. Unternehmen stehen stets vor zwei zentralen Fragen.
A: Welche Trends sind für meinen Betrieb so relevant, dass wir langfristig damit profitabel sein können? Und B: Wie muss ich mich anpassen, um diese Chancen zu nutzen? Hier kommen wir ins Spiel. Es braucht Menschen, die anderen erklären, wie die neuen Technologien funktionieren, wie sie diese für sich nutzen können. Das ist zu meiner Mission geworden.
In meiner Rolle als Forscher sehe ich mich als eine Art Übersetzer. Für mich hat das eine besondere Bedeutung. Ich war elf, als wir nach Deutschland kamen. Damals musste ich nicht nur eine neue Sprache lernen, sondern mich auch in einer fremden Kultur zurechtfinden. Wir hatten das Glück, eine pensionierte Lehrerin im Umfeld zu haben, bei der ich Hausaufgaben machen konnte. Sie legte Wert darauf, uns auch die Kultur ihres Landes zu vermitteln, die Werte, worauf es ankam. Damit baute sie mir eine Brücke in die für mich neue Welt. Wer weiß, welche Weichen das gestellt hat, denn das, was ich heute beruflich mache, ist nicht weit davon entfernt.
Schon im Studium stand ich zwischen zwei Fachdisziplinen: Wirtschaft und Ingenieurswesen. Ich fand über das Innovationsmanagement zu Fraunhofer, wo wir auch zwei Welten zu verbinden versuchen, Forschung und Industrie. Mein Dissertationsthema war Bionik – eine Wissenschaft, die Lösungen aus der Natur in die Ingenieurwelt überträgt. Noch heute habe ich diese Mittlerrolle: Als Fachreferent für Creative Innovation führe ich größere Projekte teamübergreifend durch, bin ein Bindeglied zwischen den Teams.
Hinzu kommt: Es war mir stets ein Anliegen, komplexe Sachverhalte in einfacher Sprache zu vermitteln. Wie erlernt man das? Indem man regelmäßig Workshops für Kinder und Jugendliche organisiert und sich vor diesem jungen Publikum präsentiert. Hier schließt sich ein weiterer Kreis: Als Forscher verstehe ich es als meinen Auftrag, Impulse zu setzen. Wenn ich bei den jungen Leuten dann diese Aha-Momente sehe, ihre leuchtenden Augen und Begeisterung für die neuen Technologien, freut mich das und gibt mir das Gefühl, diesen Auftrag erfüllt zu haben.