Forschen ist wie eine Schatzsuche

Faszination Forschung

Rachelle Sellung aus dem Team »Identity Management« verrät, wie sie zum Forschen gekommen ist – und warum es so gut zu ihrer Persönlichkeit passt.

Forscherin war nie ein Berufswunsch, den ich zielstrebig angestrebt hätte, auch wenn es rückblickend danach aussehen mag, weil sich der Weg im Gehen vor meinen Füßen auszubreiten schien. Dabei folgte ich nur meinen Interessen. Es fing mit einem Seminar über Marketingforschung an, in meinem Studium war es mit Abstand mein Lieblingsfach. Es gab keinen großen Aha-Moment oder die Eingebung, dass dies meine Berufung sei, vielmehr hatte ich einfach Spaß am Thema, also verfolgte ich es weiter. Aber vielleicht suchte ich unbewusst doch nach Möglichkeiten, das auszubauen. Denn wie sehr es mir gefiel und entsprach, wurde mir erst mit der Zeit klar.

Portrait von Rachelle Sellung, Senior Scientist Researcher, im IAT-Gebäude auf dem Gelände des Fraunhofer Institutszentrum in Stuttgart-Vaihingen. Sie lacht in die Kamera und hat ihre Arme auf den Hüften aufgestellt.
© Martin Albermann

Einen großen Drang nach Veränderung und Entwicklung hatte ich schon immer. Er brachte mich dazu, mit 17 Jahren fürs Studium in einen anderen Bundesstaat und später nach Europa zu ziehen. Dass mein erstes Praktikum am Fraunhofer IAO so ein »perfect fit« sein würde, konnte ich nicht ahnen, aber hier fand ich tatsächlich das ideale Umfeld, um auszuleben, was mir wichtig war: ständig Neues zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Nicht ohne Grund sind aus den sechs Monaten, die ich in Deutschland bleiben wollte, inzwischen mehr als zehn Jahre geworden.

Ich mag es, tief in ein Thema einzutauchen und alles darüber zu erfahren. Für mich ist Forschen wie eine Schatzsuche, das habe ich schon als Kind geliebt. Nur dass ich heute nicht mehr unterwegs bin mit dem Ziel, am Ende eine große Kiste zu finden, und dann ist alles vorbei. In der Forschung findet man die Schätze eher entlang des Wegs, und das ist für mich das Faszinierende. Die Welt wandelt sich laufend, und wir als Forschende begleiten den Fortschritt, sind Teil der Veränderung und treiben sie mit unserer Arbeit mit voran. Ich kann mir nichts Spannenderes vorstellen.

Was mich ebenfalls seit der Kindheit fasziniert, sind neue Technologien. Meine Mutter arbeitete in der IT, für mich war es normal, dass wir zu Hause immer die neuesten Geräte hatten, auch Spielzeug. Ich hatte früh einen eigenen Computer und nie Berührungsängste mit diesem Thema. Daher sprach es mich direkt an, als ich die freie Stelle im Identity Management am Fraunhofer IAO sah. Anfangs wusste ich nicht genau, was sich hinter dem Begriff verbarg, aber es war neu und aufregend – vor allem verstand ich, dass es etwas Grundlegendes ist für die Nutzung der vielen Geräte und Tools, mit denen wir uns täglich umgeben, mit der Digitalisierung im Allgemeinen.

Identitätsmanagement ist ein weites Feld, beschäftigt sich im Wesentlichen aber damit, einen Rahmen zu schaffen, um berechtigten Teilnehmenden eines bestimmten Ökosystems, etwa eines Unternehmens oder Landes, den Zugriff auf bestimmte Technologien zu ermöglichen. Ich arbeite viel an Themen wie digitale Brieftasche oder der Digitalisierung staatlicher Prozesse, etwa der Ausstellung von Personalausweisen. Lag mein Fokus anfangs vor allem auf sozioökonomischen Aspekten, richtet sich mein Interesse seit einigen Jahren verstärkt darauf, die Bedürfnisse der Nutzenden besser zu verstehen, ihre Probleme im Umgang mit neuen Technologien und ihr Maß an Vertrauen damit. Das hilft uns, Richtlinien und Empfehlungen zu erarbeiten, anhand derer von Anfang an Anwendungen gestaltet werden können, die einfach und intuitiv bedienbar sind. Denn ein Produkt kann noch so sicher oder sinnvoll sein – wenn der Nutzer oder die Nutzerin es nicht versteht oder ihm misstraut, wird es sich nicht durchsetzen können. Ich bin gespannt darauf, welcher Weg sich daraus für mich entwickelt.

 

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Aus dem Magazin »FORWARD

Dieses Portrait ist Teil des Magazins 2/23 des Fraunhofer IAO in Kooperation mit dem IAT der Universität Stuttgart.