Als Mark Zuckerberg Ende 2021 erklärte, dass Facebook allein 10 Milliarden US-Dollar in das Metaverse (dt.: Metaversum) investieren werde, erhielt die Öffentlichkeit einen ersten Hinweis darauf, wohin sich der Investitionsschwerpunkt der großen Technologieunternehmen der Welt zunehmend verlagern wird. Laut einer gemeinsam von CoinGecko, Bloomberg, MVIS und Roundhill Investments beauftragten Studie wird der Umsatz mit virtuellen Spielwelten von 2020 bis 2025 von 180 Milliarden US-Dollar auf 400 Milliarden US-Dollar ansteigen. Obwohl sich das Metaverse noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet, birgt es ein großes Wachstumspotenzial – insbesondere für die Hotelbranche, da es eine neue Umgebung für Interaktion, Kommunikation und Zusammenarbeit bietet. »Das Business-Ökosystem der Hotellerie wird um eine ganze Dimension erweitert«, betont Prof. Dr. Vanessa Borkmann, Initiatorin und Projektleiterin des FutureHotel Innovation Networks am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. »Zum einen kann bestehende und neue Kundschaft angesprochen, aber andererseits auch die Bedeutung des Standorts relativiert werden, da die Erreichbarkeit im Metaverse anderen Prinzipien folgt.« Vor diesem Hintergrund hat das Institut eine neue Studie veröffentlicht: »FutureHotel – Extended Realities. The Metaverse and its Potential for Hotel Business«. Die Publikation erklärt das Erscheinungsbild, die Funktionsweise, Vorteile, Nachteile und das Potenzial des Metaverse in verschiedenen Bereichen, mit Fokus auf das Gastgewerbe. Sie zeigt, wie das Metaverse in verschiedenen Geschäftsbereichen eingesetzt werden kann, wohin die absehbaren und erwarteten zukünftigen Entwicklungen gehen und stellt konkrete Anwendungsfälle vor.
Die vorgestellten Forschungsergebnisse stammen aus der siebten Projektphase (von 2022 bis 2025) des FutureHotel Innovation Network unter der Leitung des Fraunhofer IAO.
Metaverse-Technologie schafft neue Räume für Begegnung – unabhängig von Zeit und Ort
Kommunikation und Unterhaltung werden im Metaverse eine neue Ebene der Erfahrung erreichen, die viele verschiedene Bereiche wie hybrides Arbeiten, Spiele, E-Commerce und soziale Medien revolutionieren wird. Durch Ereignisse im virtuellen Raum sowie durch digitale Assets können Menschen an bestimmte Orte in der physischen Welt gelenkt und dort versammelt werden, wie es das Augmented-Reality-Mobilspiel »Pokémon Go« in den vergangenen Jahren gezeigt hat. Für die Hotelbranche ergeben sich damit neue Möglichkeiten für digitale Geschäftsmodelle. Die Studie stellt drei konkrete Anwendungsfälle von Hotels vor, die sich bereits mit dem Metaverse beschäftigen:
- Immobilien virtuell in 3D verfügbar machen
Für einen Kunden aus der Hotelbranche hat die deutsche Streaming-Plattform Arcware Cloud das virtuelle 3D-Erlebnis »Prime Bay« entwickelt, um potenziellen Käufern einen sehr realistischen Einblick in ein geplantes Hotel in der kroatischen Küstenstadt Primosten und dessen einzelne Apartments zu geben. Auch nach der Fertigstellung kann Prime Bay weiter genutzt werden, um die Hotelzimmer und -flächen online zu vermarkten, indem potenzielle Hotelgäste vor ihrem Besuch alles in 3D betrachten können.
- Verknüpfung von physischen Hotelzimmern mit virtuellen Community-Räumen
Die Hotelmarke Roomza will noch in diesem Jahr ein neues Hotelkonzept auf den Markt bringen, indem sie Partnerschaften mit Gastgebern eingeht, die ein oder mehrere Zimmer in einer Vielzahl von Gebäuden an verschiedenen Orten in den USA zur Verfügung stellen. Alle gehosteten Hotelzimmer bilden zusammen das Roomza Hotel, das allen Besuchern Zugang zu zusätzlichen virtuellen Gemeinschaftsräumen bietet. So können die Gäste unabhängig von ihrem Standort auf unterschiedliche Weise miteinander interagieren, indem sie sich beispielsweise an einer virtuellen Bar mit anderen austauschen – in der physischen Welt mit einem Getränk in der Hand.
- Virtuelle Veranstaltungsorte und Events im Metaverse
Marriott ermöglichte den Besuchenden auf einer Messe in Sevilla die Benutzung eines VR-Headsets, um die bis dahin fertiggestellten Räume eines virtuellen Hotels zu betrachten. Dabei handelt es sich um einen digitalen Zwilling des Marriott Auditorium Hotel and Conference Center in Madrid, der das Auditorium, die Konferenz- und Netzwerkräume des echten Hotels umfasst. Marriott will damit digitale Veranstaltungen anbieten, welche die bis zu 2000 Teilnehmenden stärker einbinden als eine einfache Videokonferenz.
Neue Erlösströme etablieren und traditionelles Leistungsprogramm diversifizieren