Laut dem Statistischem Bundesamt gibt es rund 45 Millionen Erwerbstätige in Deutschland. Diese arbeiten im Schnitt sieben Stunden pro Tag. Sind Erwerbstätige mit ihrer Tätigkeit unzufrieden, weil sie beispielsweise physisch oder psychisch belastend ist oder sich eine starke Unter- oder Überforderung einstellt, führt das häufig zu negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Arbeitnehmer*innen. Fachkräftemangel, hohe Fluktuation und die Zunahme pflege- und hilfebedürftiger Menschen verschärfen die Lage und stellen zusätzliche Herausforderungen für die Sozialwirtschaft dar. Hier sind Unternehmen gefordert, gesunde Arbeitsplätze zu schaffen.
Das neu gestartete Regionale Zukunftszentrum KI »pulsnetz.de – gesund arbeiten« (pulsnetz KI) nimmt sich dieser Thematik an und bietet Unternehmen eine Begleitung sowie eine digitale Austausch- und Inspirationsplattform für die Umsetzung von Maßnahmen zur Arbeitsgesundheit in der Sozialwirtschaft. Das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart ist mit dem Teilprojekt »KI-Garage« involviert – der Fokus liegt hier auf der Dienstplanoptimierung mittels KI sowie auf KI-gestütztem Recruiting.
Durch Austausch und e-Learning Vertrauen schaffen und gesund arbeiten
Das Netzwerk pulsnetz.de verfolgt das Ziel, Beschäftigte der Sozialwirtschaft durch digitale und KI-gestützte Anwendungen zu entlasten und zu stärken. Durch den Austausch sollen Unternehmen dazu befähigt werden, mit einem ausgereiften Konzept und Handlungsweisen gesunde Arbeitsplätze für ihre Mitarbeitenden zu schaffen. Mitarbeitende hingegen lernen und erproben den Umgang mit digitalen Anwendungen, entwickeln Kompetenzen und Vertrauen in diese. Neben dem Austausch in der Community, gibt es auf der Website auch einen eLearning-Bereich, um sich das nötige Wissen für eine ausgeglichene und positive Arbeitsstätte anzueignen. Das größtenteils digitale Zukunftszentrum wird durch mobile Angebote, wie den TruDi (Trucks der Digitalisierung), ganz analog unterwegs sein.
Digitale Lösungen in der »KI-Garage« erproben
Im Teilprojekt »KI-Garage« stehen digitale Lösungen für eine gesunde Arbeitswelt im Fokus, an denen die Teilnehmenden und Wissenschaftler*innen – ganz im Sinne einer Garage – experimentieren und tüfteln. Das IAT der Universität Stuttgart fasst dabei Dienstplan-Optimierung sowie Recruiting ins Auge – beides im Rahmen von Künstlicher Intelligenz (KI). Bisher stehen bei der Erstellung von Dienstplänen eher Faktoren wie Kosten-Nutzen oder Schichtaufteilung im Vordergrund. Das Projektteam untersucht nun mit sozialwirtschaftlichen Unternehmen, woran gesunde Arbeitspläne überhaupt erkennbar sind. Historische Soll-Ist-Dienstplandaten trainieren parallel eine KI, die selbstständig Muster des gesunden Arbeitens erlernt und erkennt und so ein Regelwerk anfertigt, das bei der Erstellung optimaler sowie die Mitarbeitenden-Gesundheit fördernder Dienstpläne hilft.
Im Rahmen von pulsnetz KI wird zudem im zweiten Quartal 2022 die Studie »KI-basiertes Recruiting: Intelligente Lösungen zur Personalgewinnung in der Sozialwirtschaft« veröffentlicht. Im Fokus steht darin u.a. die Einordnung des Lösungsangebots in ein Phasenmodell eines Recruiting-Prozesses sowie vertiefende Informationen zum Kernangebot und optional die Vorstellung eines Referenzbeispiels. Teilnehmen können alle Unternehmen, die eigene KI-basierte Lösungen für das Recruiting im deutschsprachigen Raum entwickeln und anbieten. Die Antworten werden in einem Steckbrief-Format dargestellt und – neben der Veröffentlichung in der Studie – auch auf der Projektwebseite zugänglich gemacht. Die Studie soll besonders HR-Verantwortliche der Sozialwirtschaft einen Überblick über bestehende digitale und KI-basierte Tools geben und praxisbezogene Einsatzmöglichkeiten aufzeigen.
Erste Einblicke zum gesunden Arbeiten in digitaler Auftaktveranstaltung
In einer digitalen Auftaktveranstaltung am 25. November werden erste Einblicke zum gesunden Arbeiten mittels digitaler Unterstützungsmöglichkeiten gegeben. Das Netzwerk pulsnetz.de wird im Rahmen des Programms »Zukunftszentren KI« durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert und steht unter der Leitung des Diakonischen Werks Baden. Das IAT der Universität Stuttgart kooperiert mit neun weiteren Organisationen im Netzwerk, wie beispielsweise der Hochschule Hof und CAS Software AG.