Das Projekt ZUKUNFT.DE startete im Jahr 2018, koordiniert durch die Hamburger Projektleitstelle hySOLUTIONS GmbH gemeinsam mit der e-mobil BW und dem Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Das ursprünglich gesetzte Ziel, mindestens 500 E-Transporter in der Zustellung auf der sogenannten »letzten Meile« einzusetzen, wurde mit 1000 E-Fahrzeugen um 100 Prozent übertroffen. Unter den insgesamt elf Projektpartnern ist auch das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, welches das Projekt wissenschaftlich begleitete. Das Akronym ZUKUNFT.DE steht für »Zustellverkehre kundenfreundlich, nachhaltig, flexibel und transparent. Durch Emissionsfreiheit« und war das Credo des Forschungsverbunds, der eng mit den Bundesländern Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen kooperierte.
Geringe Reichweite ist nicht automatisch ein Argument gegen Elektrifizierung
Das Fraunhofer IAO war als eine von drei wissenschaftlichen Einrichtungen im Projekt beteiligt. Aus Sicht des Forschungsteams konnte eine Vielzahl aussagekräftiger Daten aus einer breit angelegten qualitativen und quantitativen Erhebung im Realbetrieb gewonnen werden. Zudem entstand mit dem Projekt erstmals ein Modell, das die Optimierung der Routenplanung beim Einsatz von E-Transportern ermöglicht. So zeigte das Forschungsteam auf, dass sich bereits mit Fahrzeugen mit einer elektrischen Reichweite von 150 km, 70 bis 80 Prozent der Touren an den analysierten Standorten elektrifizieren ließen. Die größte Herausforderung stellte hier, insbesondere bei kurzen Touren, die Wirtschaftlichkeit sowie ausreichend Stellplätze und Lademöglichkeiten in den Depots der KEP-Unternehmen dar. Ein generelles Problem auf Netzebene konnten die Expert*innen jedoch nicht feststellen, zumindest wenn vorausschauend geplant wird. Dr. Anna-Lena Klingler, Leiterin des Teams »Energy Innovation« am Fraunhofer IAO, stellte die Projektergebnisse bei der Abschlussveranstaltung Ende November in Berlin vor: »Die zentrale Verwaltung und der planbare Mobilitätsbedarf der Fahrzeuge erleichtern ein gesteuertes Laden mit der Verteilung der Ladepläne über die Nachtzeit. Die tatsächlich benötigte Anschlussleistung am Standort lässt sich durch den von uns entwickelten Lastprofilgenerator abschätzen.«
Bundesweiter Erfolg mit großem Zukunftspotenzial für Paketdienste
Somit ging das Vorhaben über eine reine Fahrzeugbeschaffung und Ladeinfrastrukturerrichtung weit hinaus. Im Projekt wurden die Transporter einem echten Praxishärtetest in der Zustellung unterzogen. Es wurden Kriterien definiert, wie Depotstandorte konzeptionell für den Einsatz von E-Transportern vorbereitet werden müssen, und Lösungen zur Anpassung der betrieblichen Abläufe gefunden, die sich durch die Elektrifizierung ergeben. ZUKUNFT.DE ist mit einem breit aufgestellten Konsortium aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie einer engen Kooperation mit den Bundesländern Baden-Württemberg, Hamburg und Hessen in dieser Form einmalig gewesen. Auch die weiteren Zahlen dieses Pilotprojekts sprechen für den Erfolg: Mit den Projektfahrzeugen wurden an rund 70 Standorten über die Projektlaufzeit mehr als 12 Mio. km zurückgelegt, 17,6 Mio. Sendungen zugestellt und mehr als 13 000 Tonnen CO2 eingespart.
Für die beteiligten Paketdienste bedeutete das Projekt den Auftakt in eine flächendeckende Elektrifizierung der Zustellverkehre. Mittlerweile haben alle vier Unternehmen Konzepte zur weiteren Elektrifizierung ihrer Flotten – auch nach Abschluss des Projekts – entwickelt. ZUKUNFT.DE stellt damit die erhoffte Initialzündung für die Elektrifizierung der »letzten Meile« in der Paketzustellung dar.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat für dieses Vorhaben rund 20 Mio. Euro Förderung zur Verfügung gestellt, davon knapp 5,2 Mio. Euro für Forschungsaktivitäten sowie weitere 14,8 Mio. Euro für Investitionsmaßnahmen rund um die Beschaffung von Ladeinfrastruktur und Fahrzeugen.