Ob Energie- oder Mobilitätswende, demografischer oder digitaler Wandel: Die Zukunft hin zu neuem Wohlstand oder Klimaneutralität kann nicht von einem Sektor alleine bewältigt werden. Eine smarte Industrie 4.0-Fabrik muss ihre Logistik im städtischen Umfeld bewerkstelligen. Autonome Fahrzeuge müssen in städtische Verkehrssysteme integriert und die Energieinfrastruktur von morgen muss in Städten und urbanen Systemen realisiert werden. Angesichts solch komplexer Problemstellungen gewinnen Kommunen zunehmend an Wichtigkeit als zentrale Akteure auf dem Weg in eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft. Die Digitalakademie@bw wird vom Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg im Rahmen des Programms digital@bw seit 2018 gefördert und begleitet und unterstützt Kommunen, Landkreise sowie Regionen auf dem Weg der digitalen Transformation. Mit innovativen Leistungsangeboten fördert sie Qualifikation, Innovation, Wissenstransfer und kulturellen Wandel in den Verwaltungen im Land. Als eine von vielen Maßnahmen der Digitalakdemie@bw bietet das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO mit der Morgenstadt Werkstatt jährlich ein interkommunales Vernetzungs- und Innovationsfestival für alle Akteurinnen und Akteure aus Verwaltung, Wirtschaft, Politik, Forschung sowie Gesellschaft.
Morgenstadt Werkstatt: das Innovationsfestival für digitale Zukunftskommunen
Im Fokus der diesjährigen »Morgenstadt Werkstatt NEO« stand die Frage, was für Landkreise, Städte oder Gemeinden in Baden-Württemberg getan werden muss, die mit intelligenten digitalen Technologien das Leben der Bürgerinnen und Bürger verbessern wollen. Diese fand Anfang Mai in Ulm statt und bot mit 18 interdisziplinären Themen-Workshops, 16 Impulsvorträgen und Pitches, 3 Podiumsdiskussionen vor Ort und zusätzlichen 12 virtuellen Workshopseine eine breite Plattform für die mehr als 210 Teilnehmenden aus Kommunen, Landkreisen, Wirtschaft, Start-ups, Land und Wissenschaft. Mit dabei waren u. a. der Ministerialdirigent Dr. Arndt Möser, Leiter der Abteilung »Digitalisierung« am Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg, Gunter Czisch, der Oberbürgermeister der Stadt Ulm, Prof. Dr. Oliver Riedel, Institutsleiter des Fraunhofer IAO sowie Renate Mitterhuber, Leiterin Referat Smart Cities am Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Renate Mitterhuber verkündete, dass die eingereichten Projekte der Smart City Ulm genehmigt wurden und diese als erste Stadt des bundesweiten Smart-City-Programms mit der Umsetzung beginnen könne. Die Begleitforschung hierzu sowie weitere 72 Modellprojekte leitet das Fraunhofer IAO im Rahmen der Nationalen Koordinierungs- und Transferstelle des Bundes.
Prof. Dr. Riedel sprach indes über die Vision, dass jedes Dorf in Baden-Württemberg bis 2030 mit einem digitalen Zwilling ausgestattet sein könnte – besonders angesichts der Geschwindigkeit heutiger Innovationen. Es gelte nun, insbesondere die baden-württembergischen Gemeinden und Kleinstädte zu erreichen und bei der Digitalisierung zu unterstützen, gemeinsam zu experimentieren und das Erprobte weiterzugeben. »Unsere Veranstaltung hat gezeigt, wie wichtig es wird, Innovationsmethoden und -formate in die Lebenswelt der Gesellschaft zu bringen, und damit auch schnellere Innovationsprozesse nach der Corona-Pandemie zu ermöglichen«, so Steffen Braun, Forschungsbereichsleiter Stadtsystem-Gestaltung am Fraunhofer IAO.
Von 5G über Bauflächenradar bis hin zur psychischen Gesundheit im Rathaus
Wie breit das Feld der kommunalen Digitalisierung ist, zeigten auch die vielen verschiedenen Innovationsthemen im Programm der beiden Veranstaltungstage. In den Workshops wurde unter anderem vorgestellt, wie öffentliche Spielplätze mittels Sensoren sicher gemacht werden können, wie digitale Bauplatzvergabe funktioniert oder welche Schritte notwendig sind, um ein Rathaus sinnvoll zu digitalisieren. Auf der abschließenden Podiumsdiskussion drehte sich alles um offene Fragen, Kritik und Potenziale der Technologie 5G. Auch Start-ups waren mit vor Ort, die sich mit der Frage beschäftigen, wie es um die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden in den Kommunalverwaltungen steht. So befassen sich beispielsweise die drei Gründerinnen eines Start-ups damit, Organisationen bei einer nachhaltigen und gesunden Transformation zu unterschützen.