Der engagierte Einsatz von Ehrenamtlichen ist die Basis für den Erfolg von Non-Profit-Organisationen (NPO) wie Greenpeace oder Caritas. Vor der Corona-Pandemie konnte die Organisation und Steuerung innerhalb NPO noch analog und in Präsenz stattfinden. Mit dem Lockdown und der Verlagerung in den virtuellen Raum ist der Druck gestiegen, digitale Wege für die Kommunikation und Vernetzung zu finden. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat sich dieser Herausforderung angenommen und in einer Studie den Status quo sowie die Handlungsbedarfe für die digitale Transformation von Non-Profit-Organisationen untersucht. Gefördert wurde die Studie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojekts »DigiLab NPO«.
Drei Anwendungsszenarien zeigen die Bandbreite an NPO auf
So gemischt wie die verschiedenen Non-Profit-Organisationen aufgestellt sind, so verschieden sind auch die entsprechenden Lösungsansätze, die für die digitale Vernetzung der Ehrenamtlichen in Frage kommen. Um eine möglichst große Bandbreite abzudecken, hat das Fraunhofer IAO drei Organisationen näher untersucht. Bei ver.di haben die Wissenschaftler*innen qualitative Interviews geführt und so beispielhaft die digitale Transformation bei Gewerkschaften untersucht. Erfahrungen des VDI Württembergischer Ingenieurverein e.V. wurden in Form einer Befragung von ca. 800 Ehrenamtlichen gesammelt und ausgewertet. Die Befragung von ehrenamtlich Mitarbeitenden der Evangelischen Altenheimat hat das Bild um den Bereich Ehrenamt in der Pflege erweitert. »Beim Ehrenamt spielt die soziale Interaktion eine große Rolle« betont Dr. Mike Freitag, Projektleiter am Fraunhofer IAO. »Mit Methoden wie dem Design Thinking oder Tools wie dem Concept Board lässt sich kollaboratives Arbeiten auch gut in den virtuellen Raum verlagern«, ergänzt Freitag.
Beteiligung im virtuellen Raum erfordert Qualifizierungsangebote
Die unterschiedlichen Anwendungsszenarien in der Studie haben gezeigt, dass Kollaborationstools für die Kommunikation zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen gefordert sind, der Komplexitätsgrad aber je nach Organisationsstruktur variiert. Kommerzielle Kommunikationssoftware, die Hauptamtliche nutzen, steht den Ehrenamtlichen aus Lizenz- und Kostengründen häufig nicht immer zur Verfügung. Open Source-Programme hingegen sind zwar kostenlos, aber nicht für alle intuitiv bedienbar. Studierende oder Schüler*innen kommunizieren als Digital Natives beispielsweise ganz anders als engagierte Rentner*innen. Um alle Adressaten zu erreichen, müssen daher Lernangebote geschaffen werden, die alle auf ein Level bringen, um sich beteiligen und organisieren zu können. Im nächsten Schritt möchte das Forschungsteam dafür beispielhafte Vorgehensweisen erarbeiten, um NPO auf dem Wege der digitalen Transformation praxisnah zu unterstützen.