Die COVID-19-Pandemie hat dazu geführt, dass die Digitalisierung für Unternehmen verschiedener Größen zu einer Priorität geworden ist. Besonders Dienstleister konnten ihr Kerngeschäft, wenn überhaupt, nur eingeschränkt ausüben. Dadurch rückten Online-Angebote, wie beispielsweise digitale Sprechstunden bei Arztpraxen oder Online-Bestellmöglichkeiten auch kleinerer Einzelhandelsgeschäfte in den Fokus. Großunternehmen bieten diese digitalen Dienstleistungen, zusammengefasst unter dem Begriff »Smart Services«, schon länger an und investieren kontinuierlich in digitale Infrastrukturen. Vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) fehlen hierzu jedoch noch die notwendigen Ressourcen und das Know-how.
Wettbewerbsfähigkeit baden-württembergischer Unternehmen fördern
Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg will diese Lücke nun schließen. Es fördert deshalb das Kompetenzzentrum Smart Services und die nun erschienene Studie »Smart Services – mit digital unterstützen Dienstleistungen in die Zukunft«, die von Wissenschaftler*innen des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO erstellt wurde. Das Fraunhofer IAO ist Teil des Kompetenzzentrums, das KMU thematisch berät und unterstützt. »Gerade für Baden-Württemberg, das nicht nur von den Erzeugnissen seiner hervorragenden produzierenden Industrie lebt, sondern auch von komplexen High-Tech-Services und innovativen Dienstleistungsangeboten, ist es von besonderer Bedeutung, diese Unternehmen bei den Herausforderungen des digitalen Wandels zu unterstützen«, sagt Thomas Meiren, Leiter des Teams Service Engineering am Fraunhofer IAO und Mitautor der Studie. Darin hat das Expertenteam 150 Unternehmen – insbesondere in Baden-Württemberg – befragt und so einerseits den aktuellen Stand zu Smart Services in der Praxis ermittelt und andererseits Empfehlungen für einen Forschungstransfer in kleine und mittlere Betriebe erarbeitet. Ein Großteil der Unternehmen erkennt die Relevanz der Thematik und ihren eigenen Bedarf. Die Mehrzahl hat bereits Erfahrungen mit konkreten Anwendungen zu Smart Services gemacht, bereitet die Einführung derzeit vor oder plant, sich in der Zukunft damit auseinanderzusetzen.
Kompetenzen definieren und Wissenschaft erlebbar machen
Um einen erfolgreichen Transfer in die Praxis zu ermöglichen, sind laut den Expert*innen das Design Thinking und Service Engineering nützliche Ansätze, um erste Ideen zu generieren und zu konkretisieren. Durch Kooperationen oder die Einbindung externer Dienstleister ließen sich eventuelle Kompetenzlücken bei technischen Aufgabestellungen schließen. Vor allem KMU im Dienstleistungsbereich haben einen Nachholbedarf beim Einsatz von Smart Services, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Damit sie auf die immer weiter fortschreitende Digitalisierung und neue Innovationen flexibel reagieren können, sollten sie ein gezieltes Kompetenzmanagement einführen. Dieses würde dann in regelmäßigen Abständen die vorhandenen und notwendigen Kompetenzen erheben, analysieren und dokumentieren. Dabei seien neben Neueinstellungen auch Weiterbildungsmaßnahmen sowie externe Dienstleister unausweichlich. »Um Maßnahmen zielorientiert umzusetzen, müssen Kompetenzen eindeutig festgelegt werden«, fasst Meiren zusammen. Doch da wissenschaftliche Einrichtungen, laut Verfasser*innen, insbesondere für KMU die wichtigste Informationsquelle für neue Technologien darstellen, sollten auch sie, so die Wissenschaftler*innen, ihre Forschungsergebnisse für die Unternehmen erlebbarer und interaktiver gestalten – beispielsweise durch Demonstrationszentren oder Innovationswerkstätten. Auch durch die direkte Einbindung von Unternehmen in Forschungsprojekte, können Forschungseinrichtungen ihre Ergebnisse zielgruppengerecht einbringen.
Das Fraunhofer IAO ist Teil des Kompetenzzentrums Smart Services und eine von fünf Anlaufstellen in Baden-Württemberg für Unternehmen, die Informationen zu neuen Technologien im Dienstleistungsbereich erhalten und diese hautnah erleben möchten.