Simone Kaiser und Katharina Hochfeld

Ein neues Spitzen-Duo

© Fraunhofer IAO, Foto: Thomas Hedrich
Katharina Hochfeld und Simone Kaiser (v. l.) bilden das erste Führungsduo des Fraunhofer IAO am CeRRI in Berlin.

Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Mit dieser Frage beschäftigen sich Simone Kaiser und Katharina Hochfeld schon länger am Fraunhofer IAO. Seit September leiten sie gemeinsam das Center for Responsible Research and Innovation CeRRI in Berlin.

Jeden Morgen blicken Katharina Hochfeld und Simone Kaiser kurz gemeinsam auf den Tag, der vor ihnen liegt, und stimmen sich ab, über Termine, Projekte, Entscheidungen – eine feste Routine, die sie nicht mehr missen möchten. Vor der Pandemie nutzten sie hierfür die Anfahrt zu ihrem Büro am Zoologischen Garten in Berlin. Seit sie oft im Homeoffice arbeiten, rufen sie sich auf dem Rückweg von Kita oder Schule an oder verabreden sich frühmorgens am Rechner. Dieser enge und regelmäßige Austausch ist wichtig für die Doppelspitze. Sie strukturiert nicht nur den Tag, sondern signalisiert nach außen, dass sie als Führungsduo eine Einheit bilden. Beide sind stets über alle Vorgänge informiert.

Seit dem 1. September 2021 leiten die beiden Forscherinnen das Center for Responsible Research and Innovation CeRRI, eine Berliner Außenstelle des Fraunhofer IAO. Es ist die erste geteilte Abteilungsleitung am Fraunhofer IAO, daher sind die beiden Vorreiterinnen für dieses Modell. »Für uns ist es spannend, das Konstrukt der Doppelspitze jetzt mit Leben zu füllen, nachdem wir intern dafür geworben hatten«, sagt Hochfeld. »Nicht zuletzt passt sie zu der Mission des CeRRI, neue Ideen für den Wandel der Arbeitswelt zu entwickeln und diesen verantwortungsvoll mitzugestalten«, ergänzt Kaiser. Das ist angewandte Forschung im besten Sinne.

Kennengelernt haben Hochfeld und Kaiser sich schon vor 15 Jahren, damals waren sie in verschiedenen Abteilungen desselben Unternehmens tätig. Irgendwann trennten sich ihre beruflichen Wege, doch sie blieben in Kontakt – und trafen 2010 bei Fraunhofer wieder aufeinander, wo sich eine neue Forschungsgruppe formiert hatte. Dort teilten sie sich anfangs eine fachliche Verantwortung, mit zunehmender Größe der Gruppe übernahm dann jede die Leitung eines eigenen Teams: Während Hochfeld Organisationen mit ihren Strukturen, Prozessen und Arbeitskulturen untersucht, um ihnen bei ihren Transformationsprozessen zu helfen, geht Kaiser der Frage nach, wie Innovationsprozesse ausgehend von gesellschaftlichen Herausforderungen und Bedarfen gestaltet werden können. Als dann vor fast vier Jahren eine stellvertretende Leitung gesucht wurde, taten sie sich erneut zusammen – eine Vorbereitung auf ihre heutige Aufgabe. Ihre Abteilung umfasst aktuell knapp 20 Personen, verteilt auf drei Teams, von denen sie zwei selbst führen.

Als entscheidenden Vorteil einer geteilten Führung sehen beide das breitere Erfahrungsspektrum und den Austausch untereinander. »Die heutige Welt ist komplexer, schneller, interdependenter. Man muss viele Sachverhalte in seine strategischen Überlegungen mit einbeziehen, da hilft die zweite Expertise enorm«, sagt Hochfeld. Wenn es etwa darum geht zu entscheiden, ob das CeRRI an einer Ausschreibung teilnehmen möchte, stellen sich Fragen wie: Wollen wir das? Haben wir die Ressourcen? Was ließe sich umorganisieren? »In solchen Fällen muss man abwägen. Dann ist es gut, zwei Perspektiven zu haben und sich gegenseitig zu hinterfragen und herauszufordern. Es führt letztlich zu besseren Ergebnissen.«

Vertrauen ist in dieser Konstellation unabdingbar. Das betrifft nicht nur den Informationsfluss, der bei ihnen sehr transparent ist: Alle führungsrelevanten Informationen gehen auf einem gemeinsamen Laufwerk ein und auch zwischendurch halten sich die Forscherinnen gegenseitig mit kleinen Notizen auf dem Laufenden. Auch gebe es kein Konkurrenzdenken. »Wir vertrauen darauf, dass die Entscheidung der anderen mindestens so gut ist wie die eigene und treiben uns gegenseitig an, immer besser zu werden«, sagt Kaiser.

Für die Zukunft wünschen sich die Forscherinnen mehr Gestaltungsspielraum und Begegnung. Momentan sei man aufgrund der Pandemie in seinem Wirken noch sehr eingeschränkt. »Sobald diese Phase überstanden ist, können wir überlegen, wie wir künftig arbeiten wollen, etwa, wie wir einen guten Mix zwischen Homeoffice und Büropräsenz hinbekommen«, sagt Hochfeld. »Wir haben große Lust, uns dann nochmal neu zu erfinden.«