Zukunft der Arbeit

Strategische Technologien und Entwicklung professioneller Skills - STEPS

© Fraunhofer IAO, Illustration: Thomas Kuhlenbeck

Welche Technologien werden wir in Zukunft nutzen? Und welche Folgen hat das für unsere Arbeit? Auf der Suche nach einer Zukunftsstrategie wandte der Netzanbieter Bayernwerk sich an das Fraunhofer IAO. Das Ziel der Zusammenarbeit: eine Roadmap für die digitale Zukunft des Unternehmens und ein Startimpuls für den Aufbau und die nachhaltige Verankerung eines Kompetenzmanagements

Die Herausforderung

Ohne die Bayernwerk Netz GmbH, das lässt sich ohne Übertreibung sagen, wäre es ungemütlich in weiten Teilen des Freistaats: Mit 156 000 Kilometern Stromnetz, 6000 Kilometern Gasnetz und 34 000 Kilometern Straßenbeleuchtungsnetz ist das Bayernwerk der größte regionale Verteilnetzbetreiber. Die Infrastruktur des Unternehmens mit Sitz in Regensburg versorgt rund sieben Millionen Menschen mit Energie.

Als Netzbetreiber steht das Unternehmen vor einer Reihe von Herausforderungen. Da ist zum einen die digitale Transformation: Neue Technologien werden die Arbeit im Unternehmen in den kommenden Jahren stark verändern. Ein weiterer Treiber des Wandels ist die Energiewende: Schon jetzt stammen bis zu 70 Prozent der elektrischen Energie, die das Bayernwerk verteilt, aus erneuerbaren Quellen. Mit dem Vormarsch des Ökostroms wird der Anteil dezentral erzeugter Energie weiterhin wachsen. Eine Entwicklung, die nach intelligenten Steuerungslösungen verlangt. Hinzu kommt der demografische Wandel: Bis 2030 geht rund ein Drittel der rund 2700 Mitarbeiter*innen  des Bayernwerks in Rente. Die Frage lautet also: Wie müssen künftige Fachkräfte ausgebildet sein und wie müssen vorhandene Fachkräfte weitergebildet werden, damit das Unternehmen gut für die Zukunft aufgestellt ist?

Die Aufgabe

Natürlich gehören digitale Technologien längst zum Alltag im Unternehmen. Servicetechniker*innen dokumentieren etwa Wartungsarbeiten mithilfe von Apps auf dem Tablet-Computer. Auch in den übrigen Abteilungen wäre die Arbeit ohne Software nicht denkbar. »Was digitale Innovationen angeht, haben wir bereits viele kleinteilige Lösungen«, sagt Stephan Müller, Referent HR-Strategie und -Grundsatzfragen beim Bayernwerk. »Was uns hingegen fehlte, war ein ganzheitlicher Blick auf Technologien sowie die strukturierte Ableitung von Kompetenzveränderungen, die sich aus digitaleren Arbeitsprozessen und neuen strategischen Aufgaben ergeben.«

Das Potenzial für Veränderungen ist gewaltig: In Zukunft könnte VR-Technologie bei der Planung und Weiterbildung helfen. Augmented Reality oder Drohnen könnten Mitarbeiter*innen bei Wartungsarbeiten unterstützen. Potential liegt auch im verstärkten Einsatz von Sensoren, die aufkommende Probleme erkennen, bevor sie einen Schaden verursachen. Aber was braucht das Unternehmen wirklich? Und wie wird die Technologie die tägliche Arbeit verändern?

Antworten auf Fragen wie diese sucht das Bayernwerk seit Anfang 2019 gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO im Rahmen des Projekts »Strategische Technologien und Entwicklung professioneller Skills«, kurz: STEPS. Eine Aufgabe, die nach einem universellen Blick verlangt: auf neue Technologien, auf zu lösende Probleme, auf vorhandene Kompetenzen und auf mögliche Fortbildungsprogramme. »Digitaler Wandel ist nur möglich, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihn tragen«, sagt Bernd Dworschak, Leiter Kompetenzmanagement beim Fraunhofer IAO.

Die Lösung

Auf der Suche nach einer Zukunftsstrategie für das Bayernwerk gehen Bernd Dworschak und sein Team in mehreren Schritten vor: Zunächst ermitteln sie, welche auf dem globalen Markt verfügbaren Technologien für das Unternehmen in Zukunft wichtig werden könnten. Gemeinsam mit dem Bayernwerk identifizieren sie dann die Technologien, die für das Unternehmen in Frage kommen.

Anschließend geht es um die Frage, welche Folgen die Veränderungen für die Mitarbeiter*innen im Unternehmen haben werden. »Neue Technologien verlangen nicht nur neue formale Fähigkeiten. Sie verändern auch die Rollenprofile im Unternehmen« sagt Alexander Karapidis vom Fraunhofer IAO, der das Projekt gemeinsam mit Bernd Dworschak leitet. Wo zuvor vor allem technischer Sachverstand gefragt sei, könnten in Zukunft, wenn Maschinen einen Teil der Arbeit übernehmen, Kompetenzen wie Kommunikation oder Kreativität gefragt sein.

Auf der Suche nach der Belegschaft der Zukunft entwickelt das Team um Dworschak und Karapidis in einem weiteren Schritt Fortbildungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter*innen. »Dabei geht es nicht um Frontalunterricht«, sagt Karapidis. Das Ziel ist es eher, die Belegschaft schrittweise an neue Technologien heranzuführen. »Mitarbeiter lernen am effektivsten im Rahmen von neuen Aufgaben«, sagt Bernd Dworschak. Stephan Müller vom Bayernwerk zeigt sich zufrieden mit den ersten Ergebnissen: »In Bezug auf digitale Technologie haben wir jetzt einen guten Überblick, in welche Richtung die Entwicklung gehen könnte– nun folgt die Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter.«

Der Digitale Wandel wird die Art, wie wir arbeiten, grundlegend verändern.

Stephan Müller, Bayernwerk Netz GmbH, Referent HR-Strategie und Grundsatzfragen

»Als Netzanbieter stehen wir vor einer Reihe an Herausforderungen. Der Digitale Wandel wird die Art, wie wir arbeiten grundlegend verändern, die Energiewende verlangt nach neuen Steuerungslösungen im Netzbetrieb und der demografische Wandel sorgt für eine hohe Mitarbeiterfluktuation innerhalb der kommenden zehn Jahre. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, müssen wir heute schon anfangen, uns Fragen von morgen zu stellen: Welche Technologien wollen wir in Zukunft nutzen? Wie verändern diese Technologien die Arbeit im Unternehmen? Über welche Kompetenzen müssen unsere Mitarbeiter verfügen? Wie können wir diese Kompetenzen entwickeln? Das Fraunhofer IAO entwickelt gemeinsam mit uns eine Roadmap, die optimal auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist.«