Straßenräume als Teil einer komplexen Stadtstruktur haben in ihrer zukünftigen Planung und Gestaltung eine hohe Relevanz hinsichtlich der Anpassung an Entwicklungen wie z.B. den Klimawandel, die Urbanisierung, der Digitalisierung, der Ressourcenknappheit und der wachsenden Energienachfrage. Die Straßenfläche als öffentlicher Raum bietet bei einer systemübergreifenden Gestaltung eine Vielzahl an Potenzialen. Der Beantwortung der Fragen, welche Anforderungen sich an den zukünftigen urbanen Straßenraum stellen und welche Technologien in der zukünftigen Entwicklung des Straßenraums eine Rolle spielen werden, widmet sich das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsprojekt »Straße der Zukunft«. »Ziel des Forschungsprojekts ist es, Kommunen bei der Planung und Umsetzung ressourceneffizienter Musterstraße zu unterstützen. Gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung werden in Erlangen und Ludwigsburg modellhaft Stadt- bzw. Straßenplanungsprozesse optimiert und neue Lösungen erprobt. In Erlangen steht dabei das geänderte Mobilitätsverhalten im Vordergrund«, so Sophie Mok, Projektkoordinatorin am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart.
»Vor dem Hintergrund nachhaltiger und klimafreundlicher Stadt- und Mobilitätsentwicklung müssen wir die Rolle der Straße neu überdenken. Der neu entstehende Stadtteil Siemens Campus bietet sich in besonderer Weise an, gemeinsam zukunftsfähige Mobilitätslösungen zu erarbeiten«, richtet Oberbürgermeister Florian Janik den Dank an die Siemens AG, die an ihrem Standort das Forschungsprojekt unterstützt und mitentwickelt.
Siemens Campus mit MobilHub auf dem Weg zum klimaneutralen und attraktiven Stadtteil
Auf Grundlage einer vom Projektkonsortium durchgeführten Analyse der Mobilitätsbedürfnisse sowie des Mobilitätsverhaltens der Nutzenden des Siemens Campus ist nun auf dem Siemens Campus östlich der S-Bahn-Station Paul-Gossen-Straße eine innovative Mobilitätsstation entstanden. Diese so genannten MobilHub (Mobilitätsstation ohne Carsharing) verknüpfen unterschiedliche Angebote an einem Standort. Häufig werden dort Fahrzeuge im Sharing-Modell angeboten, sodass Mobilität ohne eigene Fahrzeuge ermöglicht wird. Weitere Ausstattungsmerkmale können Fahrradbügel oder perspektivisch Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge sein. Die Stationen befinden sich in der Regel in der Nähe zu einer Haltestelle des ÖPNV. Um entsprechend der Ziele des Erlanger Verkehrsentwicklungs- und Mobilitätsplans das Mobilitätsverhalten zugunsten des Umweltverbundes zu verändern, wurde im Rahmen des Projektes im Modul 1 des Siemens Campus von Siemens ein MobilHub ohne Carsharing errichtet. »Der Siemens Campus Erlangen hat sich zum Ziel gesetzt, ein klimaneutraler und attraktiver Stadtteil Erlangens zu sein (zu werden)«, sagte Thomas Braun, General Manager Siemens Campus Erlangen. »Dazu gehört als wesentlicher Bestandteil die Möglichkeit einer CO2-freien Fortbewegung auf dem stetig wachsenden Gelände. Der MobilHub ist ein erster wichtiger Baustein unseres Mobilitätskonzepts für den Campus, den wir gemeinsam mit der Stadt und allen Partnern realisiert haben. Damit stellen wir ein attraktives Angebot für unsere Mitarbeitenden und die Besuchenden bereit, das vielseitig genutzt werden kann.«
Ergänzung durch Sharing-Angebote im Stadtgebiet Erlangen
Unterstützt wird das Angebot auf dem Campus von zwei weiteren MobilPunkten (Mobilitätsstation mit Carsharing) im Stadtgebiet. Diese befinden sich auf dem Großparkplatz am westlichen Zugang des Erlanger Bahnhofs und in der Mozartstraße auf Höhe des Himbeerpalasts. An den insgesamt drei Stationen stehen unterschiedliche Sharing-Angebote für alle nutzbar zur Verfügung. Im Rahmen des Projekts wird das Nürnberger Fahrradverleihsystem VAG_Rad für die Projektdauer mit insgesamt 60 Rädern als Pilot im Erlanger Stadtgebiet getestet. Tim Dahlmann-Resing, VAG-Vorstand Technik und Marketing: »Wir freuen uns, das Projekt unterstützen zu können. VAG_Rad ist eine ideale Ergänzung zu Bussen und Bahnen und bringt uns einen weiteren Schritt voran in Richtung klimafreundlicher Mobilität. Mit der App NürnbergMOBIL geht das Ausleihen ganz einfach. Nach einmaliger Registrierung lässt sich durch Scannen des QR-Codes das Schloss entriegeln. VGN-Abokund*innen haben 600 Freiminuten. Für alle anderen und darüber hinaus kostet es nur fünf Cent pro Minute.« Zudem stehen E-Scooter der Firmen Voi und Tier an den Stationen zur Verfügung, die auch eine optimale Ergänzung darstellen. Weitere Sharing-Angebote an den Stationen sind geplant.
Über das Projekt
An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekt »Straße der Zukunft«, das der Fördermaßnahme RES:Z – Ressourceneffiziente Stadtquartiere zugeordnet ist, nehmen neben der Stadt Erlangen als weitere Projektpartner das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, Drees & Sommer und die Stadt Ludwigsburg teil. Als assoziierter Partner ist auch die Siemens Real Estate beteiligt. Das Projekt startete im April 2019 und läuft bis September 2022.