Das durch digitale Medien unterstützte Lernen ist nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie zunehmend auch in kleinen und mittleren Unternehmen sowie in Schulen und Universitäten verbreitet. Gerade die neueren, auch in der Arbeit und Lehre genutzten (Lern-) Plattformen und Cloud-Lösungen, erleichtern den Zugang und ermöglichen das ortsunabhängige Lernen, ohne Abstriche beim sozial-kommunikativen Austausch oder dem Teamlernen machen zu müssen.
Allerdings gibt es kaum Erkenntnisse über die Bedarfe und Voraussetzungen für digital unterstütztes Lernen in Non-Profit-Organisationen sowie von ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden und den Zielgruppen ihrer Bildungsangebote. Dabei sind auch sie stärker vom aktuellen Strukturwandel betroffen als in den vorangegangenen Phasen, denn die neue Digitalisierungswelle erfasst alle Lebens- und Arbeitsbereiche, erwerbs-, berufs- und altersunabhängig.
Lernpräferenzen unter hunderten Ehrenamtlichen ermittelt
Um mehr Einsicht in dieses Feld zu erlangen und das Angebot auf diese Gruppe zuschneiden zu können, entstand die Studie »Lernen zwischen Tradition und Transformation. Eine Erhebung zu digitalem Lernen von Betriebs- und Personalratsmitgliedern«. Der Studie liegt eine Befragung zu Lernbedarf, Lernpräferenzen und Voraussetzungen für digitales Lernen von über 400 arbeitsrechtlich ehrenamtlich tätigen Mitgliedern gesetzlicher Interessenvertretungen (gIV) zugrunde, zu denen u. a. Betriebs- und Personalräte gehören. Das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart und das kooperierende Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO übernahmen die wissenschaftliche Begleitung und technische Unterstützung. Durchgeführt wurde die Befragung von ver.di Bildung + Beratung Gemeinnützige GmbH (ver.di b+b), einem etablierten Bildungsträger im gewerkschaftlichen Bereich mit einem Schwerpunkt auf Seminar- und Qualifizierungsangeboten für gIV-Mitglieder.
Die Umfrage zielte vor allem darauf ab herauszufinden, wann und wo Betriebs- und Personalratsmitglieder lernen wollen, welche Lernmethoden sie bevorzugen sowie welche Formate des digital unterstützten Lernens sie kennen und bevorzugen. Zudem wollte das Forschungsteam wissen, ob und wie gut die Befragten für digital unterstütztes Lernen ausgestattet sind.
Offenheit für digital unterstütztes Lernen ist groß
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die im Ehrenamt tätigen Betriebs- und Personalratsmitglieder grundsätzlich offen für digital unterstützte Lernangebote sind. Dabei sind vielfältige Formen denkbar, vom digital angereicherten Präsenzlernen über Mischformen mit einem Wechsel aus Präsenz- und Online-Lernen bis hin zu reinen Online-Kursen – lediglich das gänzlich eigenständige Durcharbeiten von digitalen Kursen, ohne Lernbegleitung und Lernteam, wird mehrheitlich abgelehnt. Gabriele Korge, Wissenschaftlerin am Fraunhofer IAO und Mitautorin der Studie, betont: »Für die Befragten ist es sehr wichtig, dass ein Erfahrungsaustausch und Diskussionen möglich sind. Das Miteinander darf somit auch in digitalisierten Lernangeboten nicht fehlen«. Zudem zeigt die Befragung Unterschiede in den Lernvorlieben, vor allem nach Alter und Geschlecht, auf. So ist es Frauen noch wichtiger, von- und miteinander zu lernen. Jüngere gIV-Mitglieder sind offener für neue Organisationsformen, etwa das Lernen in kleinen Stundeneinheiten, unterwegs oder außerhalb der Arbeitszeiten.
Fit für die Zukunft mit langfristigen Zielen
Die Studie entstand im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts »Digitallabor für Non-Profit-Organisationen 4.0« (DigiLab NPO), in dem Non-Profit-Organisationen als Anwendungspartner mit wissenschaftlichen Partnerorganisationen kooperieren. Die Ergebnisse will ver.di b+b nutzen, um das Lernangebot, das bisher nur in Präsenz stattfand, digital anzureichern und so erste praktische Erfahrungen zu sammeln sowie die Zielgruppen an das digitale Lernen hinzuführen. Langfristig soll mit der Digitalisierung Schritt gehalten werden und trotz begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen der Non-Profit-Organisation das eigene Lernangebot kontinuierlich weiterentwickelt werden können. Die Laufzeit des Projekts ist bis Ende April 2024 angesetzt.