Digitalisierungsprojekte erfolgreich einzuführen, ist für Unternehmen und Organisationen eine Herausforderung. Noch höher liegt die Hürde jedoch bei der Einführung von Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI) und Maschinellen Lernens (ML). Bevor ein solches Projekt startet, müssen Unternehmen sich strategisch ausrichten und geeignete organisationale Rahmenbedingungen für Partizipation und Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden zu schaffen.
Wie das gelingt, untersuchen das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO sowie das kooperierende Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart im Projekt »KI-ULTRA« in so genannten Unternehmenslaboren. 30 Organisationen unterschiedlicher Größe, Branche und digitaler Reifegrade nehmen als Unternehmenslabor an KI-ULTRA teil. Zwischen Oktober 2021 und Mai 2023 begleitet das Forschungsteam die Unternehmen bei der Einführung je einer konkreten KI-Anwendung. Aus den Ergebnissen entwickeln die Wissenschaftler*innen praxisnahe Handlungsleitlinien für die Durchführung von Transformationsprojekten.
Adaptives Forschungskonzept für individuelle Vorgehensweise
In einer diversen Gruppe von Unternehmen, in der sich sowohl 4-Personen-Betriebe als auch DAX-Unternehmen befinden, kann nur zu einem gewissen Grad standardisiert vorgegangen werden, um alle relevanten Stakeholder wie z. B. Geschäftsführung, Technikentwicklung, und Mitarbeitende sinnvoll einzubinden. Auf Basis von Einführungsinterviews hat die Organisationsforschung in KI-ULTRA relevante Stakeholder erkannt, wichtige Zeitpunkte im Projektplan identifiziert und gemeinsam entschieden, welche Methoden für die Erfassung der Organisationskultur und weiterer Rahmenbedingungen zu Beginn der Forschungsphase eingesetzt werden können. Als Folge ergibt sich für jedes teilnehmende Unternehmenslabor eine individuell geplante Vorgehensweise.
Das Hauptziel der ersten Phase der Organisationsforschung, die bis Mai 2022 angelegt ist, besteht darin, im Rahmen eines partizipativen Gestaltungsprozesses Handlungsleitlinien und ein »Evaluation Toolkit« zur KI-Einführung zu erstellen. Diese beiden Instrumente werden zunächst in den Unternehmenslaboren erprobt, bevor sie ab Sommer 2022 auch anderen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden sowie in einer zweiten Unternehmensforschungsphase quantitativ evaluiert werden. Darüber hinaus werden die gewonnen Erkenntnisse fallstudienartig in einem Praxisbericht aufbereitet, der im Jahr 2023 allgemein zur Verfügung stehen wird und eine Vielzahl von Fallbeispielen zur KI-Einführung darstellen wird.
Bis dahin bleibt es eine spannende Aufgabe, herauszufinden inwieweit die Handlungsleitlinien zur KI-Einführung über mehrere Unternehmen hinweg generalisierbar sind, oder ob Ausdifferenzierungen für verschiedene Kontexte von KI-Anwendungen nötig werden.