Leben und Arbeiten in Flexibilität (LAIF)

Heraus­forderung

Das Arbeitsleben der Beschäftigten wird seit Jahren flexibler und überkommene zeitliche sowie örtliche Restriktionen beginnen restlos zu verschwinden. Wie und vor allem wie stark wirkt sich die zunehmende Flexibilisierung der Arbeit auf das Privatleben und die Work-Life-Balance aus?

Rund 680 000 Meinungen als Analysebasis

Das von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Forschungsprojekt »Leben und Arbeiten in Flexibilität (LAIF)« untersucht die Relevanz denkbarer Auswirkungen der einzelnen Flexibilitätsformen. Ermöglicht wird dies durch die Beschäftigtenbefragung der IG Metall im Jahr 2017, an der sich rund 680 000 Beschäftigte beteiligt haben. Durch diese großangelegte Befragung konnte ein umfangreiches Meinungsbild zum Thema Flexibilisierung eingefangen werden. In rund 360 Betrieben wurden die Fragenkomplexe um zusätzliche Aspekte der Flexibilisierung, der privaten Rahmenbedingungen und der Work-Life-Balance ergänzt. Damit bildete der Datensatz eine ausgezeichnete Ausgangsbasis für aussagekräftige Analysen zur Flexibilisierung im Bereich des verarbeitenden Gewerbes und Grundlage für drei Studien, welche das Fraunhofer IAO und das kooperierende Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart veröffentlichen.

Mobile Arbeit – Wunsch und gelebte Praxis

Die erste Studie beschäftigt sich mit der örtlichen Flexibilisierung. Der Wunsch nach örtlicher Selbstbestimmtheit bei der Verrichtung der Arbeit fiel bei den Beschäftigten insgesamt sehr hoch aus. Neun von zehn Beschäftigten haben nach den Ergebnissen der Befragung ein positives Bild von mobiler Arbeit. Dennoch haben auch potenzielle »Mobile Worker« oft Hemmnisse, was die Umsetzung betrifft, etwa die Furcht vor Entgrenzung oder vor ausufernden Arbeitszeiten. Nicht zu unterschätzen ist die Angst, die fehlende Präsenz im Büro durch Mehrleistung kompensieren zu müssen. Die Studie »Mobile Arbeit – eine Analyse des verarbeitenden Gewerbes auf Basis der IG Metall-Beschäftigtenbefragung 2017« zeigt, wie wichtig das Angebot mobiler Arbeit für die Arbeitgeberattraktivität sein kann, deutet aber auch auf die Schattenseiten hin, die insbesondere bei der Einführung dieser Flexibilitätsform nicht außer Acht gelassen werden sollten.

Flexibilisierung der Arbeitszeit ist nicht gleich Arbeitszeitsouveränität

In der Studie »Flexible Arbeitszeiten – Arbeitszeitmodelle und Flexibilitätsanforderungen – eine Analyse des verarbeitenden Gewerbes auf Basis der IG Metall-Beschäftigtenbefragung 2017« steht die zeitliche Flexibilisierung im Vordergrund und damit die unterschiedlichen Arbeitszeitmodelle. Die Unterschiede manifestieren sich natürlich nicht nur in den formalen Bezeichnungen der Modelle, sondern gerade in ihrer gelebten Praxis und den damit verbundenen Auswirkungen auf das Arbeits- und Privatleben der Beschäftigten. Wesentliche Stellschrauben und betriebliche Rahmenbedingungen von Arbeitszeit stehen daher im Mittelpunkt der Studie. Die gelebte Praxis der Arbeitszeitmodelle wurde insbesondere auf ihren Zusammenhang mit der Bewertung der Work-Life-Balance untersucht. Fazit der Studie ist, dass Flexibilisierung der Arbeitszeit nicht unbedingt bedeuten muss, ein Mehr an Souveränität über die Arbeitszeit und damit auch eine bessere Vereinbarkeit mit dem Privatleben zu erlangen.

Betriebsratsarbeit in Zeiten zunehmender Flexibilisierung

Flexibilisierung erfasst den gesamten Betrieb und ist damit auch eine wesentliche Herausforderung für die Betriebsratsarbeit. Doch die Analysen zeigen, dass bei Weitem nicht in allen Betrieben die Betriebsratsgremien mit dieser neuen Herausforderung zurechtkommen. Flexibilisierung kann auch eine Ausdünnung des Informationskanals hin zu den Beschäftigten bedeuten. Damit ist der Betriebsrat stark angewiesen auf eine gut funktionierende Zusammenarbeit mit der Arbeitgeberseite, um seinen Aufgaben umfassend gerecht zu werden. Eine Einschätzung der Lage mit Blick auf den eigenen Betrieb nahmen in der IG Metall-Betriebsrätebefragung 2016 mehr als 2000 Betriebsräte vor. Die Ergebnisse sind der Studie »Betriebsratsarbeit in Zeiten zunehmender Flexibilisierung – eine Analyse der IG Metall-Betriebsrätebefragung 2016« zu entnehmen.