In ländlichen Regionen verschwinden immer mehr Angebote wie Supermärkte oder Arztpraxen – das macht den Alltag für die Menschen schwieriger. Gleichzeitig sind diese Regionen wichtige Standorte für mittelständische Unternehmen. Damit die Nahversorgung und die Attraktivität der Standorte erhalten bleiben, braucht es neue, tragfähige Konzepte. Wie kann die Grundversorgung mit Gütern und Dienstleistungen in ländlich geprägten Regionen langfristig gesichert und zukunftsfähig gestaltet werden? Mit dieser Fragestellung befasste sich das vom Ministerium geförderte Forschungsprojekt »LÄNDNAH«. Das Projekt wurde unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Kooperation mit dem Institut LOGWERT der Hochschule Heilbronn (HHN) sowie mit Unterstützung von Prof. Dr. Stephan Rüschen von der DHBW Heilbronn durchgeführt. Ziel war es, die Nahversorgung im ländlichen Raum anhand konkreter kommunaler Beispiele zu analysieren und modellhafte Lösungsansätze zu entwickeln.
Leitfaden mit Praxistipps für Kommunen
In enger Zusammenarbeit mit den Pilotkommunen Eisenbach im Hochschwarzwald, Zaberfeld und Steinheim an der Murr hat das Projektteam umfangreiche qualitative und quantitative Erhebungen durchgeführt – darunter Bürgerbefragungen, sowie moderierte Workshops. Ergänzend haben die Forschenden Interviews mit Unternehmen geführt, um die Sicht lokaler Betriebe sowie von Anbietern innovativer Lösungen wie drohnenbasierten Lieferdiensten oder autonomen 24/7-Stores einzubeziehen
Ein zentrales Ergebnis ist ein praxisnaher Handlungsleitfaden, der Kommunen in sechs wichtigen Themenfeldern unterstützt: Produkte des täglichen Bedarfs, Dienstleistungen, medizinische Versorgung, Mobilität, Gastronomie sowie Freizeit- und Sozialeinrichtungen. Der Leitfaden bietet ein klares Vorgehen – von der Bedarfsanalyse über die Konzeptentwicklung bis zur Umsetzung – und zeigt anhand praktischer Beispiele, wie Nahversorgung strategisch gestaltet werden kann. Damit unterstützt er Verwaltung, Politik und Wirtschaft bei der Ausrichtung ihrer Angebote. Ergänzt wird der Leitfaden durch einen interaktiven Ideenkatalog, der erfolgreiche Beispiele und innovative Ansätze präsentiert.
Forschung im Dialog mit Bürgerschaft für praxisnahe Lösungen für die Nahversorgung
Die im Projekt LÄNDNAH aufgezeigten Lösungsansätze reichen von telemedizinischen Sprechstunden über automatisierte Nahversorgungsstationen bis hin zu lokal organisierten Mobilitätsdiensten für ältere und weniger mobiler Menschen. »Unser Ziel war es, keine theoretischen Idealmodelle zu entwerfen, sondern realitätsnahe, flexibel anpassbare Lösungen anzubieten«, erklärt Nathalie Alischer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IAO. Im Mittelpunkt stand dabei ein partizipativer Ansatz: Die aktive Beteiligung von Bürgerinnen und Bürger sowie kommunaler Akteure war ein zentraler Bestandteil des Forschungsprozesses – sowohl bei der Entwicklung als auch bei der Bewertung der Maßnahmen.
Karlheinz Rontke, Bürgermeister von Eisenbach, betont die Bedeutung dieses Ansatzes: »Die enge Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Bürgerschaft hat uns wertvolle Perspektiven eröffnet. Wir sehen darin eine echte Win-win-Situation, für unsere Gemeinde ebenso wie für die Forschung.«
Der Leitfaden »Nahversorgung im ländlichen Raum« hilft Kommunen dabei, die Nahversorgung strategisch und nachhaltig zu gestalten. Damit trägt das Projekt »LÄNDNAH« zur Sicherung der Lebensqualität, zur Attraktivität ländlicher Standorte sowie zur Zukunftsfähigkeit der Regionen bei.